Vaveyla #1
„Meine alleinige Existenz fühlte sich manchmal wie eine Sünde an.“ Nachdem ich anfing, das Leben zu hinterfragen, hatte ich nicht gedacht, dass es für mich jemals möglich sein würde, heute hier zu sein, wo ich bin. Ich bin in einer streng muslimischen Familie aufgewachsen und hatte eine feste Vorstellung davon, wie meine Zukunft aussehen soll. Die gute Ehefrau, das reine Mädchen oder die brave Tochter sind Beispiele von dem, was ich mir selbst zugeschrieben hatte. Ich kannte keine andere Möglichkeit zu leben. Mir wurde beigebracht, dass alles andere keine liebenswürdige alternative war. Die Rolle des braven Mädchens habe ich lange erfüllt. Vermeintlich selbstbestimmt und aus eigener Überzeugung. Es ist aber auch eine eigene Entscheidung, wenn das gegenteilige Leben nicht einmal zur Wahl steht? Dass das eine gute Lebensweise ist und alles andere dafür sorgt, dass ich unrein und nichts wert bin? Ich konnte der Rolle trotz all meiner Bemühungen nie gerecht werden. Das lag jedoch nicht an